Sachsen-Anhalt nach Luther

Ausgehend von der Ära der Reformation wurde Magdeburg zu einer stolzen Stadt, die weitgehend unabhängig von jeder anderen Macht war und den Kaiser, der der Stadt sowohl Katholizismus als auch Steuern aufzwingen wollte, offen zur Schau stellen konnte. Im Dreißigjährigen Krieg plünderte die katholische Seite die Stadt im Mai 1631 brutal und reduzierte die einst stolze Stadt von 30.000 auf ein paar hundert Einwohner. Magdeburg erholte sich nie vollständig und erreichte erst während der Industrialisierung ähnliche Bevölkerungszahlen.

Die Gräueltaten des Sacks waren so schlimm, dass selbst viele zeitgenössische Katholiken entsetzt waren und magdeburgisieren („Magdeburg-ify“) kurzzeitig in das Lexikon als Begriff für eine besonders brutale Belagerung und Entlassung eintraten. 1632 war Lützen im südlichen Sachsen-Anhalt Schauplatz einer großen Schlacht. Es war ein Pyrrhussieg für Schweden auf Kosten Tausender gefallener Soldaten, und sowohl der schwedische König Gustavus Adolphus als auch der kaiserliche General Pappenheim wurden tödlich verwundet. Nach dem Krieg wurde der Magdeburger Bürgermeister Otto von Guericke zu einem Begriff für seine Experimente mit Vakuum und die Universität Magdeburg trägt heute seinen Namen.

Die Herrscherfamilie des Herzogtums Anhalt, ehemals ein eigenständiges Territorium innerhalb Deutschlands, trug ihren Teil zur Vernetzung mit den europäischen Monarchien bei. Die Wurzeln der niederländischen Könige liegen in Oranienbaum; eine Prinzessin aus Zerbst heiratete den russischen Hof und wurde zur russischen Zarin Katharina der Großen. Später entwickelte sich die Stadt Dessau und ihre Umgebung unter Fürst Leopold III. zu einem bedeutenden Hotspot der europäischen Aufklärung. Friedrich Franz, der das Dessau-Wörlitzer Gartenreich schuf. Die Gegend um Mansfeld hat mehrere hundert Jahre ununterbrochene Geschichte des Bergbaus auf Kupfer und anderen Metallen.


Die Region befand sich im geographischen Zentrum des Deutschen Reiches (bevor Deutschland seine östlichen Territorien verlor und sein Schwerpunkt nach Westen verlagert wurde). Sie gehörte zu den Getreidespeichern und Industriekraftwerken Deutschlands, vor allem in der chemischen Industrie. Wichtige industrielle Erfindungen sind das Metallflugzeug von Hugo Junkers (1915) und der Farbfilm im Agfa-Werk Wolfen (1932). Angesichts des Öl- und Gasmangels in Deutschland förderten sowohl nationalsozialistische als auch kommunistische Führer die Synthese von Chemikalien auf der Basis von Braunkohle, die auch die wichtigste Energiequelle Ostdeutschlands war. Einige Gebiete im Süden des Staates wurden deshalb durch die Schaufeln riesiger Tagebaubagger, die nach Braunkohle graben, in „Mondlandschaften“ verwandelt. Diese Tagebaue wurden vor kurzem rekultiviert und in Seen und Parks umgewandelt.

Heute weist Sachsen-Anhalt aufgrund der wirtschaftlichen Veränderungen in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung einen massiven Bevölkerungsrückgang auf, so dass die Vorstädte in vielen Städten verfallen sind. Der Umgang mit schrumpfenden Städten ist eine städtebauliche Herausforderung für sich, wie die internationale Bauausstellung 2010 zeigt. Allerdings trifft dies vor allem Kleinstädte und ländliche Gebiete, während Großstädte wie Halle von den schweren Verlusten der frühen 90er Jahre zurückgeschreckt sind und nun wieder ein geringes Bevölkerungswachstum verzeichnen.

Generell unterschreitet der Staat massiv sein historisches und touristisches Potential, was vielen Entdeckungen verborgener Schätze Raum gibt.

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